Vergangene Veranstaltungen

[Vortrag] Anne McLaughlin (Corpus Christi College, Cambridge): Medieval Libraries made in the Digital Age

Hörsaal, FRIAS Albertstraße 19, Freiburg

Books are inherently transient objects; they are given as gifts, buried, burned, stolen, loaned and sold. The tracing of the movement of an individual volume is invariably the subject of countless hours of provenance research as sale records, faded and erased inscriptions, and the handwriting of those long deceased is identified, localised and dated. In contrast, libraries as perceived as static objects. Buildings erected at a specific time and in a specific place, monuments to learning and scholarship, and immutable. But throughout the medieval period, and later throughout the centuries, libraries changed as well. This paper examines this process through the medium of the Parker Library of Corpus Christi College Cambridge, and queries how the digitisation of the medieval collection can enhance our understanding of both the extant collection, as well as its roots in the medieval past.

[Kolloquium] Dr. Dr. Peter Thissen (Roermond): ‘Making mysticism’ in niederländischen Kartäuserbibliotheken der Neuzeit

Schulungsraum 2 der UB Platz der Universität 2; Raum 02.020, Freiburg im Breisgau

Der um 1475 angelegte Erfurter Bibliothekskatalog “transportiert (…) ein spirituelles Vollkommenheitskonzept, das über Stufen und Wegen einer lektüregesteuerten geistlichen Vervollkommnung zur unio mystica und damit zu den Geheimnissen der theologia mystica führt” (Posterpräsentation des DFG Projektes ‘Making mysticism’ anlässlich der Internationalen Tagung der HandschriftenbearbeiterInnen in Basel, 11.-13. April 2018). Mit gutem Recht könnte diese Aussage auch für den Katalog der Roermonder Kartäuserbibliothek (4.772 Drucktitel) von 1740-1742 stehen. Denn auch dieser Katalog stellt unter seinen Zeitgenossen ein Unikat dar und beeindruckt durch seine Erschließungstiefe. Außerdem räumt er – wie der Katalog von Erfurt – der Ordnungskategorie ‘Mystik’ eine zentrale Rolle zu. In meinem Beitrag suche ich Antworten auf die folgenden drei Fragen, die sowohl Kartäuserbibliotheken als Ausnahmefall behandeln, als auch das Konzeptionelle an der Eingliederung von ‘Mystik’ ins Ordnungssystem einer Bibliothek deutlich machen. Frage 1: Wie lässt sich die Gliederung des Roermonder Katalogs, speziell die Einordnung der Mystik, im Spannungsfeld einer auf die spirituelle Praxis ausgerichteten Wissensordnung einerseits und der praktischen Probleme der Bibliothekspraxis andererseits erklären. In diesem Zusammenhang spielt die „invasion mystique“ (H. Bremond), das explosionsartige Anwachsen von libri mystici in den Jahrzehnten zwischen 1610 und 1660, eine besondere Rolle und damit die Frage, welche Auswirkungen diese Überlieferungsexplosion auf die konzeptionelle Gestaltung der Roermonder Kartäuserbibliothek hatte. Frage 2: Wie repräsentativ ist die Roermonder Bibliothek für die Gruppe von zeitgenössischen Kartäuserbibliotheken in den Österreichischen Niederlanden? Angesichts der Tatsache, dass das auswertbare Quellenmaterial ausschließlich den sogenannten Aufhebungslisten der 1780er Jahre entstammt, muss man bei der Antwort auf diese Frage besondere Vorsicht walten lassen. Frage 3: Spielt Mystik als Ordnungskategorie einer Bibliothek auch bei den neuzeitlichen Büchersammlungen anderer Orden eine solche Rolle, wie sie in Roermond beobachtet werden kann?

[Kolloquium] PD Dr. Wolfgang Beck (Jena): Der Kuttenmann. Annäherung an einen unbekannten Mystiker und seine Überlieferung in der Kartause Erfurt

Schulungsraum 2 der UB Platz der Universität 2; Raum 02.020, Freiburg im Breisgau

Kuttenmann ist der Deckname eines Mönchs, der wohl in der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts einen mystischen Traktat verfasst hat. Sowohl der Autor als auch sein bislang unediertes Werk, dem man den Titel Vom Reuer, Wirker und Schauer gegeben hat, sind der Forschung weitgehend unbekannt geblieben. Der Traktat ist mit elf Handschriften solide überliefert, immerhin vier Überlieferungsträger weisen in die Kartause Erfurt. Der Kuttenmann zeigt – ohne auch nur eine einzige mystische, philosophische oder theologische Autorität mit Namen zu nennen – seine Vertrautheit mit wesentlichen Gedanken, Konzepten und Bildern volkssprachiger Mystik in der Tradition Meister Eckharts und Johannes Taulers, ist dem mystischen Dreistufenschema verpflichtet und scheut vor Kritik an problematischen Zuständen der Kirche nicht zurück.