[Projektpräsentation] Gilbert Fournier und Martin Hinze: Beitrag zum Panel Edition und Digital Humanities in der Germanistischen Mediävistik: Erfahrungen, Probleme, Fragen
Universität Stuttgart, Raum 17.15 (1. Stock) Keplerstraße 17, Stuttgart, DeutschlandBeitrag im Rahmen des Workshops Vorüberlegungen für eine digitale Edition und textgeschichtliche Untersuchung von 'Der Heiligen Leben, bearbeitete Redaktion (HL-Red. II)' Organisatoren: Prof. Dr. Cornelia Herberichs (Germanistische Mediävistik/Fribourg), Prof. Dr. Gabriel Viehhauser (Digital Humanities/Stuttgart)
[Kolloquium] ao. Univ. Prof. Mag. Dr. Meta Niederkorn (Wien): Die Mystik im spätmittelalterlichen Reform-Diskurs: Professoren (Universität Wien), Kartäuser (Gaming und Aggsbach) und Benediktiner (Melk) sammeln, verfassen und diskutieren
Schulungsraum 2 der UB Freiburg (2. OG im Parlatorium) Platz der Universität 2, Freiburg im Breisgau, DeutschlandAbstract Briefe aus dem Mittelalter an uns – so könnte man es beinahe formulieren - , sind jene Briefe, die Mönche verschiedener Klöster und verschiedener Orden einander schreiben. Denn sie verraten uns häufig Details aus der Ordnung des monastischen Lebens und – was in unserem Kontext besonders interessiert – sehr oft, wie man über verschiedene Themen denkt. Dies reicht von Diskursen über (kirchen-) politische Entwicklungen, über Fragen zur Disziplin bis hin zu Diskussionen über Lehr- und Lesetexte. Mit dem ausgehenden 14. Jahrhundert sind Mönche vermehrt auch an den Universitäten zu finden. Besonders intensiv wird die Verbindung zur Universität (Wien) durch die Melker Reform. Dadurch wird der Kreis der Briefpartner erweitert; es tauschen nunmehr (graduierte) Mönche und Professoren, die nicht selten die Lehrer waren, Briefe aus. Hier werden oft Lektüreempfehlungen ausgesprochen und natürlich auch aktuell wichtige Fragestellungen (etwa auch Rechtsfragen im Kontext der Grundherrschaft, etc…) und neue Themen der Wissenschaft (Astronomie, Medizin) und Künste (Musik und Malerei) diskutiert. Die Diskussion der theologia mystica wird von Professoren und von gelehrten Mönchen gleichermaßen intensiv geführt; die Diskussion verdichtet sich in dem Maße, in dem die Beteiligten annährend identische Ausbildungen hinter sich haben. Natürlich wird aber gerade hier die „Schule“ sichtbar, wenngleich diese nicht automatisch zu denselben Schlüssen im Hinblick auf die theologia mystica führt. Vinzenz von Aggsbach (Kartause Aggsbach), Marquardus Sprenger (Weltpriester in München), Bernhard von Waging (Tegernsee), Johannes Keck (Tegernsee), Konrad von Geisenfeld (Melk, Tegernsee) Nikolaus Kempf (Kartause Gaming), Johannes Schlitpacher (Melk) stehen hier in besonders intensivem Kontakt, den es unter anderem auch vor allem im Hinblick auf allfällige gemeinsame Lehrer (an der Universität Wien) zu beleuchten gilt. In der Korrespondenz werden nicht nur Ideen diskutiert, auch wird darin der Austausch von zu rezipierenden Texten, die über die besonders intensiv diskutierten Texte des Dionysius Areopagita, Jean Gerson und Nicolaus Cusanus, - die geradezu Klassiker bilden – hinausgehen, ersichtlich. Stellungnahmen und Antworten zu diesen erfolgen oft sehr rasch. Mitunter schaltet sich der Prior der Kartause Aggsbach (Thomas Pappler) ein und ersucht Johannes Schlitpacher in der intensivsten Phase des Meinungsaustausches zur theologia mystica darum, an Vinzenz ab nun nicht mehr als einen Brief pro Tage zu senden. Zumal diese Briefe nicht nur oft schwer lesbar seien, sondern auch unglaublich inhaltsreich. Die Korrespondenz spiegelt aber auch, dass Abschriften von Texten erbeten, zugesagt; Empfänger vertröstet werden … Die aus den Briefen ablesbaren Strategien des Text-Transfers und die Benennung einzelner „Schriftstücke“ ist hier ebenso interessant, wie die Strategien der Verwaltung der Texte. In der Korrespondenz werden etwa Handschriften, wie in oft auch in den Kartäuser-Katalogen, durch Angaben zur Größe (und Umfang), Qualität der Schrift und des Textes, wie auch durch Angaben zum Bucheinband charakterisiert, aber auch Bücher konkret mit Signaturen genannt. Vor diesem Hintergrund sollen die Bibliothekskataloge von Aggsbach und Melk (Grundstock: 1480/1483) schließlich die aus der Korrespondenz gewonnen Einblicke zur Verwaltung dieser Texte verifizieren bzw. modifizieren. In jedem Fall lässt sich der Reichtum der Bibliotheken an Texten, die aus dem hochaktuellen Diskurs zur theologia mystica stammen, ablesen.
[Kolloquium] Dr. Tom Gaens (Groningen): “Women Come to Sensible Devotion More Easily Than Men”. Female Visions and Revelations in the Devotional Theology of Henry of Coesfeld
Großer Konferenzraum 05.016, 5. OG, UB Freiburg Platz der Universität 2, Freiburg, DeutschlandAbstract In the fifteenth century, the Carthusians routinely adduced the visions and revelations of “approved women”, such as Hildegard of Bingen, Elizabeth of Schonau, Gertrude the Great, Mechtild of Hackeborn, Dorothea of Montau, Catherine of Siena, Bridget of Sweden, and others, as heralds of church reform in light of the bankruptcy of the leadership of the Church. Surviving manuscripts and library catalogues from various charterhouses also attest to this great interest in women visionaries. In this paper, I will discuss the devotional theology of Henry of Coesfeld (†1410), an authoritative and influential Carthusian monk whose works have been overlooked by scholars to date. In his texts, Coesfeld distinguishes between two kinds of devotio, i.e., rational or spiritual devotion, and sensible or sensual devotion. According to the Carthusian, women generally come to sensible devotion more easily and more quickly than men. Following the Espousals of the Brabantine mystical theologian John of Ruusbroec, Coesfeld additionally states that some devout who are the most advanced in the second kind of devotion, are able to produce revelationes, to receive intellectual visiones, and to experience raptus. But what makes Coesfeld’s work truly interesting is that he also acknowledges female visions and revelations as arguments in a theological discourse. By way of example, I will specifically discuss Coesfeld’s effective use of the visions of Mechtild of Hackeborn and Bridget of Sweden.
[Workshop] Making Mysticism. Werkstattbericht und Forschungsideen
Veranstaltungssaal der UB Freiburg Platz der Universität 2, Freiburg, DeutschlandInterner Workshop mit den Kooperationspartnern Programm Donnerstag, 10. Oktober 2019 13.30-14.00 Ankunft/Empfang 14.00 Begrüßung 14.15-15.45 Werkstattbericht: Die digital-genetische Edition der projektrelevanten Signaturengruppen des Bibliothekskatalogs der Erfurter Kartause 15.45-16.15 Pause 16.15-16.45 Koreferate zum Werkstattbericht (Stylianos Chronopoulos, Racha Kirakosian) 16.45-18.00 Diskussion im Plenum 18.00-19.00 Posterausstellung im Foyer der UB "Musik aus der Kartause Freiburg" (ein Lehrprojekt von Dr. Stefan Häussler, Musikwissenschaftliches Seminar) 19.30 Abendessen Freitag, 11. Oktober 2019 9.15-9.45 Impulsreferate: Forschungsideen 9.45-11.15 Diskussion der Impulsreferate an den Posterstationen 11.15-11.45 Pause 11.45-12.45 Diskussion im Plenum 12.45-13.00 Schlusswort Zum Booklet mit weiterführenden Informationen (PDF) Der Workshopbericht mit dem Protokoll der Koreferate zum Werkstattbericht und der Diskussionen an den Posterstationen und in den Plena ist nun auf FreiDok plus verfügbar.
[Workshop] Mystik als ‚Expertenliteratur‘. Bruder N. und seine ‚experti‘ in der Berliner Handschrift Ms. theol. lat. oct. 89. Erschließung – Edition – Untersuchungen
Bibliothek (Raum 10), FRIAS Albertstraße 19, Freiburg, DeutschlandDas Arbeitsgespräch findet im Rahmen des FRIAS-Projektes von Dr. Balázs J. Nemes statt. Beteiligte: Dr. Beate Braun-Niehr (Berlin), Jun.-Prof. Dr. Caroline Emmelius (Universität Düsseldorf), Prof. Dr. Ekaterina Skvayrs (Universität Moskau)
[Buchvorstellung] Mechthild von Magdeburg: Lux divinitatis – Das liecht der gotheit. Der lateinisch-frühneuhochdeutsche Überlieferungszweig des Fließenden Lichts der Gottheit. Synoptische Ausgabe
Hörsaal, FRIAS Albertstraße 19, FreiburgMechthild von Magdeburg: Lux divinitatis – Das liecht der gotheit. Der lateinisch-frühneuhochdeutsche Überlieferungszweig des Fließenden Lichts der Gottheit. Synoptische Ausgabe (Berlin: de Gruyter 2019) Prof. Dr. Ernst Hellgardt (München), Dr. Balázs J. Nemes (Freiburg), Prof. Dr. Nigel F. Palmer (Oxford) und Dr. Elke Senne (Berlin) Fotodokumentation hier
[Workshop] Digitale genetische Editionen
Schulungsraum 2 der UB Freiburg (2. OG im Parlatorium) Platz der Universität 2, Freiburg im Breisgau, DeutschlandMit Stylianos Chronopoulos (Universität Freiburg), Peter Dängeli (Universität Bern), Franz Fischer (Università Ca' Foscari Venezia), Martin Hinze (UB Freiburg), Jakub Šimek (Universitätsbibliothek Heidelberg) und Saher Semaan (UB Freiburg). Auf dem Workshop soll die digitale genetische Edition, die im Rahmen des DFG-Projekts "Making Mysticism" entsteht vorgestellt und diskutiert werden. Martin Hinze und Saher Semaan werden über Datenmodellierung, Datenverarbeitung und Datenhaltung referieren. Themen: Struktur des TEI XML Codes der Quelldaten Transformation der TEI XML-Quelldaten in HTML Git als kollaboratives Interface und Werkzeug der Datenhaltung. Unterwegs zu einer offenen Edition? Von möglicher Relevanz für die Zukunft des Projekts ist die Frage, ob das entwickelte Datenmodell auch für zukünftige Editionen handgeschriebener Bibliothekskataloge als Framework dienen könnte. Der Workshop soll außerdem dazu dienen, auch allgemeiner über die genetische Dimension digitaler Editionen zu diskutieren. Impulsreferate: Stylianos Chronopoulos: Sollten antike klassische Texte genetisch ediert werden? Peter Dängeli: Die genetische "Edition" der eigenen Forschungsdaten als Nebenprodukt: Versionskontrolle als Grundlage der Editions- und Forschungsplattform hallerNet. Jakub Šimek: TEI-Kodierung von Textrevisionen in mittelalterlichen Handschriften Der Workshop ist in erster Linie für interne Evaluation und Beratung gedacht, Interessenten sind jedoch herzlich eingeladen. Anmeldung bei martin.hinze@ub.uni-freiburg.de
[Vortrag] Dr. Adinel C. Dincă (Cluj/Rumänien): Mittelalterliche Schriftlichkeit an der Peripherie des lateinischen Kulturbereichs. Theologische Fachtexte und geistliche Literatur in Bücherlisten, Katalogen und Bibliotheken Siebenbürgens, ca. 1350 – 1550
FRIAS, Seminarraum Albertstraße 19, FreiburgAbstract Siebenbürgen, heute Teil des rumänischen Staates, war von 1000 bis 1526 die östlichste Provinz der ungarischen Krone. Dadurch gehörte es im Mittelalter zum lateinischen Kulturbereich. Allerdings weisen die Ausdrucksformen der schriftlichen Kultur in diesem Grenzgebiet zwischen katholischer und orthodoxer Einflusssphäre, manchmal zwischen christlicher und muslimischer Welt, einige merkwürdige Entwicklungen im Vergleich zu den mittel- und westeuropäischen Gegebenheiten auf. So zeigt etwa der Blick in die Bibliotheks- und Archivbestände der Region, dass die Zahl der vor Ort in lateinischer Schrift geschriebenen und gebrauchten Texte relativ gering ist. Bei der Deutung dieses Befunds, das heißt, bei der Bewertung der „literate mentality“ (so Anna Adamska) im spätmittelalterlichen Siebenbürgen sollten indes einige Schlüsselfaktoren berücksichtigt werden wie etwa die Tatsache, dass sich die schriftliche Kommunikation an der Peripherie des mittelalterlichen Christentums notgedrungen mit einer gewissen Verzögerung entfaltete. Darüber hinaus wurde das Lese- und Schreibverhalten einerseits auf pragmatische Textsorten reduziert, andererseits war es an bestimmte Kreise der Gesellschaft gebunden, vor allem an die urban geprägte deutsche Bevölkerung, die ab dem 12. Jahrhundert in einigen Teilen der Provinz unter dem Schutz der ungarischen Könige angesiedelt worden war. Es ist das Hauptziel meines Vortrags, nicht nur anhand der erhaltenen Texte, sondern auch mit den vorhandenen Bücherlisten des 14.-16. Jahrhunderts zu beschreiben, welche Art von Schriften von der spätmittelalterlichen Geistlichkeit der später so genannten Siebenbürger Sachsen gelesen und geschätzt wurde. Diese mittelalterlichen und frühneuzeitlichen "Kataloge" bieten, so primitiv sie auch sein mögen, mehr Information als nur die einfache Auflistung von Werken, Autoren und Provenienzen. Manchmal können sie Einblicke in sehr komplexe soziokulturelle Prozesse und Entwicklungen liefern wie etwa Ausbildung, Frömmigkeit, Rezeption geistlicher Strömungen und Erneuerungen, soziale Repräsentation usw. Um die referierten Sachverhalte zu verdeutlichen, wird der Vortrag auch interaktive Momente enthalten und kleine Übungen zu Texten, zur Schreibmorphologie und Materialität der in Siebenbürgen erhaltenen Handschriften und frühen Drucke bieten.
[Vortrag] Anne McLaughlin (Corpus Christi College, Cambridge): Medieval Libraries made in the Digital Age
Hörsaal, FRIAS Albertstraße 19, FreiburgBooks are inherently transient objects; they are given as gifts, buried, burned, stolen, loaned and sold. The tracing of the movement of an individual volume is invariably the subject of countless hours of provenance research as sale records, faded and erased inscriptions, and the handwriting of those long deceased is identified, localised and dated. In contrast, libraries as perceived as static objects. Buildings erected at a specific time and in a specific place, monuments to learning and scholarship, and immutable. But throughout the medieval period, and later throughout the centuries, libraries changed as well. This paper examines this process through the medium of the Parker Library of Corpus Christi College Cambridge, and queries how the digitisation of the medieval collection can enhance our understanding of both the extant collection, as well as its roots in the medieval past.