(19-03-24) Weitere drei Jahre: Folgeprojekt bewilligt!

Mystik vermitteln. Formen des Umgangs mit mystischen Büchern in der Kartause Erfurt (DFG, 2024-2027) Hauptanliegen des Projektes ist, mit Blick auf die Erfurter Kartause, ihre Bibliotheksordnung und ihre Schriftpraxen der Frage nachzugehen, wie mit einem als ‚mystisch‘ verstandenen Buchbestand umgegangen und wie der Zugang zu diesem vermittelt wurde. Damit führt das Projekt die im Vorgängerprojekt angestoßene Forschung zur Bibliothek der Erfurter Kartause auf breiterer Materialbasis und mit einer methodischen Neuausrichtung fort. Den Untersuchungsgegenstand liefert zum einen die im Vorgängerprojekt erarbeitete digitale und genetische Neuedition der projektrelevanten Signaturen des Standortkatalogs (siehe URL: https://making-mysticism.org/edition/1.0/html/), die ein Zeugnis davon ablegen, was dem Bibliothekar Jakob Volradi und seinem Mitarbeiter Bruder N. als mystisches Buch galt. Um ein differenziertes Bild vom Umgang mit mystischen Büchern in der Erfurter Kartause zu zeichnen, wird darüber hinaus auch deren Schriftkultur, genauer: die Sammel-, Lektüre- und Schreibpraxis der Bibliothekare, in den Blick genommen. Diese Sondierungsarbeit erfolgt exemplarisch anhand von lateinischen und volkssprachlichen Autoren, die in den Signaturgruppen D (theologia mystica) und I (revelationes) des Erfurter Standortkatalogs vertreten sind: Jean Gerson (D), Johannes Tauler (D) und Mechthild von Magdeburg (I). Dabei ist aus methodologischer Sicht die vordringliche philologische Aufgabe die Erforschung textarchäologischer Kontexte, um einen historisch vermittelten Zugang zu den untersuchten Autoren/Werken als Zeugen des Umgangs mit mystischen Büchern in der Erfurter Kartause zu eröffnen. Die Erkenntnisse der Projektarbeit werden nicht nur in Form von wissenschaftlichen Publikationen dokumentiert, sondern auch einer breiteren Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Dafür ist eine Kabinettausstellung in der Herzogin-Anna-Amalia-Bibliothek Weimar mit dem Titel „Bibliotheca Mystica. Die mystischen Bücher der schweigenden Mönche“ geplant, für die auch ein Begleitheft erarbeitet werden soll.

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(26-07-23) Beitrag von Balázs J. Nemes zur Tagung „Wissen im Raum“

Balázs J. Nemes: Bibliotheca Mystica Cartusiae Erfordiensis. Zur Konstitution und Rekonstruktion einer ‚mystischen Bibliothek‘ in der Erfurter Kartause. Vortrag anlässlich der von Michael Stolz, Eva Schlotheuber, Claudia Märtl und Duane Henderson organisierten Tagung „Wissen im Raum. Mittelalterliche Bibliotheken und ihre Rekonstruktion. Zugänge – Ordnungen – Funktionen“ (Universität Bern, 26. – 28. Juni 2024)

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(10-05-23) „Making Mysticism“ bei der Tagung der Handschriftenzentren in der Sektion „Fachwissenschaftliche Portale“ dabei

Vom 9. bis 11. Oktober 2023 findet die Tagung „Archäologie der Handschrift – Erschließung, Präsentation und Forschung im digitalen Raum“ in Freiburg i. Br. statt. In Sektion 1 „Fachwissenschatliche Portale – Wissenschaftliche Nutzung und Interoperabilität“ wird u.a. das Portal unseres Projektes vorgestellt. Weiterführende Informationen zur Tagung finden Sie hier: https://archaeologie-der-handschrift.de.

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(13-12-22) Die Überlieferung des ›Legatus divinae pietatis‹ Gertruds von Helfta – 3. Version

Balázs J. Nemes: Die Überlieferung des ›Legatus divinae pietatis‹ Gertruds von Helfta – Eine Übersicht, 3., korrigierte und erweiterte Version, Freiburg 2022 (Arbeitspapier) URL: https://freidok.uni-freiburg.de/data/231900 Die Übersicht verdeutlicht, welch zentrale Rolle der Kartäuserorden bei der Überlieferung des ›Legatus‹ spielte. Dabei lassen sich die meisten Rezeptionszeugen der Kartause Erfurt zuordnen. Hier findet man sie vor allem in jenen Teilen des Bibliothekskatalogs (in den Signaturengruppen F und I) verzeichnet, die im Rahmen unseres Projektes neu ediert wurden.

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(26-07-23) Beitrag von Balázs J. Nemes zum Workshop „Prekäre gesihte“

Balázs J. Nemes: Religiöse Erfahrung als historisches Faktum. ‚Frauenmystik‘ aus kartäusischer Perspektive. Vortrag im Rahmen des von Cornelia Herberichs (Freiburg i. Üe.) und Caroline Emmelius (Eichstätt) organisierten Workshops „Prekäre gesihte. Mystische Offenbarungen und ihre Verhandlungen im späten Mittelalter und in der Frühen Neuzeit“ (Katholische Universität Eichstätt-Ingolstadt, 30.05. – 01.06. 2024)

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(12-01-23) Dokumentation über den überlieferten Buchbestand der Erfurter Kartause – 5. Version

Balázs J. Nemes: Bibliotheca Cartusiae Erfordiensis. Dokumentation über den überlieferten Buchbestand der Erfurter Kartause, 5., korrigierte und erweiterte Version, Freiburg 2023 URL: https://freidok.uni-freiburg.de/data/232548 Der Versuch, den überlieferten Buchbestand der 1803 aufgehobenen Erfurter Kartause zu erfassen und den Verbleib der im mittelalterlichen Standortkatalog verzeichneten Bände zu ermitteln, wurde von Paul Lehmann 1928 zum ersten Mal unternommen. 60 Jahre später präsentierte Sigrid Krämer eine aktualisierte Dokumentation des erhaltenen Buchbestands der Erfurter Kartause, die im ersten Teil des von Krämer erstellten Nachschlagewerks „Handschriftenerbe des deutschen Mittelalters“ 1989 erschienen ist. Der von diesen beiden Verzeichnissen erfasste Buchbestand bildet den Grundstock der vorliegenden Übersicht, die eine nach Möglichkeit korrigierte, nochmals aktualisierte und bibliographisch fundierte Dokumentation über den Verbleib von Büchern (Handschriften und Inkunabeln) aus der Kartause Erfurt bietet. Die Dokumentation beruht vor allem auf der Auswertung der einschlägigen Forschungsliteratur (Beschreibungskataloge, Werk- und Autor-orientierte Repertorien, Monographien, Editionen, Aufsätze etc.), berücksichtigt aber auch neuere und ältere Auktionskataloge, von denen der Eislebener Versteigerungskatalog der Bibliothek des Stiftsregierungsrates Friedrich Gottlieb Julius von Bülow (1760–1831) von 1836 und die 1847 in Halle stattgefundene Auktion des Antiquariats Lippert und Schmidt besonders hervorzuheben sind. Frühere Versionen des Arbeitspapiers: 1. (12. Februar 2020), 2. (01. Februar 2021), 3. (04. Januar 2022), 4. (14. Februar 2022)

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(19-10-22) Erschienen: Philologisches Bemühen in der Erfurter Kartause um den authentischen Wortlaut eines Fürbittgebets aus Mechthilds von Magdeburg „Lux divinitatis“ als Ausdruck eines biographischen Textverständnisses

Balázs J. Nemes: oratio generalis sororis Mechthildis. Philologisches Bemühen in der Erfurter Kartause um den authentischen Wortlaut eines Fürbittgebets aus Mechthilds von Magdeburg Lux divinitatis als Ausdruck eines biographischen Textverständnisses, in: Mittellateinisches Jahrbuch 57.2 (2022), 236-283 No interest in the author, in the original or in the reconstruction of authentic wording. These were the premises of a small volume by Bernard Cerquiglini, who in the 1990s caused a considerable stir in medieval German studies to reconsider the characteristics of medieval textuality. Based on examples from the branch of the Latin transmission of Mechthild of Magdeburg’s Das Fließende Licht der Gottheit, this article seeks to demonstrate that constellations of reception exist, which are fuelled by an interest in the author and in the original indicating a philological endeavour to (re-)construct the authentic wording. The analysis focuses on a prayer from the Lux divinitatis, which shows that it was not only compared to a German exemplar, but also corrected on the basis of the same exemplar. The time and place of this critical work will be considered by means of the textual history and history of transmission of the prayer as well as further textual witnesses. In relation to the textual origins of the prayer under discussion, the hypothesis is put forward that the seemingly ›reconstructive approach‹ of the Latin wording to Mechthild’s ipsissima verba in the vernacular was chosen in order to provide philologically sound access to the ›authentic experience‹ preserved in the original wording of Mechthild’s act of devotion. Kein Interesse am Autor, am Original oder gar an der Wiederherstellung des authentischen Wortlauts. Das sind die Grundideen jenes schmalen Bandes von Bernard Cerquiglini, der in den 1990er Jahren für Furore gesorgt und u.a. die germanistische Mediävistik veranlasst hat, über die Merkmale mittelalterlicher Textualität nachzudenken. Im vorliegenden Beitrag wird an Beispielen aus dem – wohlgemerkt – lateinischen Überlieferungszweig des Fließenden Lichts der Gottheit Mechthilds von Magdeburg gezeigt, dass es Rezeptionskonstellationen geben kann, die vom Interesse am Autor und seinem Original getragen sind und ein (rekonstruktions-)philologisches Bemühen um den authentischen Wortlaut erkennen lassen. Im Fokus steht ein Gebet aus der Lux divinitatis, dessen Textur deutlich macht, dass es mit einem Exemplar des deutschen Textes verglichen und anhand dieses Exemplars korrigiert wurde. Wann und wo dies erfolgte, wird anhand der Text- und Überlieferungsgeschichte des Gebets und unter Beachtung weiterer Rezeptionszeugen erwogen. In Bezug auf die Entstehungsumstände des hier behandelten Gebets wird die These vertreten, dass die rekonstruktionsphilologisch anmutende Annäherung des lateinischen Wortlauts an die ursprünglich volkssprachig erklungenen ipsissima verba Mechthilds vorgenommen wurde, um einen philologisch gesicherten Zugang zu der im ›originalen‹ Wortlaut festgehaltenen ›authentischen‹ Erfahrung von Mechthild als Betende zu ermöglichen.

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