Mystik vermitteln. Formen des Umgangs mit mystischen Büchern in der Kartause Erfurt (DFG, 2024-2027) Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) – Project number 535052850 Hauptanliegen des Projektes ist, mit Blick auf die Erfurter Kartause, ihre Bibliotheksordnung und ihre Schriftpraxen der Frage nachzugehen, wie mit einem als ‚mystisch‘ verstandenen Buchbestand umgegangen und wie der Zugang zu diesem vermittelt wurde. Damit führt das Projekt die im Vorgängerprojekt angestoßene Forschung zur Bibliothek der Erfurter Kartause auf breiterer Materialbasis und mit einer methodischen Neuausrichtung fort. Den Untersuchungsgegenstand liefert zum einen die im Vorgängerprojekt erarbeitete digitale und genetische Neuedition der projektrelevanten Signaturen des Standortkatalogs (siehe URL: https://making-mysticism.org/edition/1.0/html/), die ein Zeugnis davon ablegen, was dem Bibliothekar Jakob Volradi und seinem Mitarbeiter Bruder N. als mystisches Buch galt. Um ein differenziertes Bild vom Umgang mit mystischen Büchern in der Erfurter Kartause zu zeichnen, wird darüber hinaus auch deren Schriftkultur, genauer: die Sammel-, Lektüre- und Schreibpraxis der Bibliothekare, in den Blick genommen. Diese Sondierungsarbeit erfolgt exemplarisch anhand von lateinischen und volkssprachlichen Autoren, die in den Signaturgruppen D (theologia mystica) und I (revelationes) des Erfurter Standortkatalogs vertreten sind: Jean Gerson (D), Johannes Tauler (D) und Mechthild von Magdeburg (I). Dabei ist aus methodologischer Sicht die vordringliche philologische Aufgabe die Erforschung textarchäologischer Kontexte, um einen historisch vermittelten Zugang zu den untersuchten Autoren/Werken als Zeugen des Umgangs mit mystischen Büchern in der Erfurter Kartause zu eröffnen. Die Erkenntnisse der Projektarbeit werden nicht nur in Form von wissenschaftlichen Publikationen dokumentiert, sondern auch einer breiteren Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Dafür ist eine Kabinettausstellung in der Herzogin-Anna-Amalia-Bibliothek Weimar mit dem Titel „Bibliotheca Mystica. Die mystischen Bücher der schweigenden Mönche“ geplant, für die auch ein Begleitheft erarbeitet werden soll.
Kategorie: Mitteilung
(14-01-23) Eine in Moskau wiederentdeckte Handschrift aus der Signaturengruppe I (revelationes)
Valentin Portnykh, Historiker an der Staatlichen Universität Novosibirsk, hat mich auf mehrere Handschriften aus Erfurt hingewiesen, die heute im Historischen Museum in Moskau aufbewahrt werden. Eine davon ist Myз. 3884, die sich als eine Handschrift aus der Signaturengruppe I (revelationes) identifizieren ließ und die Viten der Hl. Katharina von Siena und Dorothea von Montau (Dorothea vidua) enthält: I 11. Nach einer Mitteilung von Herrn Portnykh ist die Hand, die den spätmittelalterlichen Besitzvermerk der Kartause eingetragen hat, ähnlich wie bei Myз. 3882, einer Handschrift, die u.U. dem bislang ebenfalls als verschollen geltenden Kodex A 50 der Erfurter Kartäuserbibliothek entspricht. Eine Abbildung des Einbands von Myз. 3884 findet man unter diesem Link: catalog.shm.ru/entity/OBJECT/160551?query=3884&index=0.
(01-06-23) Ein Überblick über Projekte zur digitalen Rekonstruktion von mittelalterlichen Bibliotheken – Making Mysticism ist dabei
Ein Überblick über Projekte zur digitalen Rekonstruktion von mittelalterlichen Bibliotheken erstellt von Prof. Dr. Eva Schlotheuber/Düsseldorf und Prof. Dr. Jürgen Wolf/Marburg (PDF). Für weiterführende Informationen klicken Sie hier.
(14-09-22) Mikro-Röntgenfluoreszenzanalyse des Einbands von Berlin, SBB-PK, Ms. theol. lat. oct. 89
Das Rathgen-Forschungslabor hat die Signaturreste auf dem vorderen Einbanddeckel eines der beiden Rapiarien von Bruder N. einer Mikro-Röntgenfluoreszenzanalyse unterzogen. Nun besteht die Gewissheit, dass die Handschrift, die den Untersuchungsgegenstand einer von Beate Braun-Niehr (Berlin), Caroline Emmelius (Eichstätt), Balázs J. Nemes (Freiburg) und Catherine Squires (Moskau) in Angriff genommenen Monographie bildet, der ‚Mystik-relevanten‘ Signaturgruppe F gehörte (vgl. die digitale Neuedition von DEF und I durch Marieke Abram, Susanne Bernhardt und Gilbert Fournier). Die Handschrift gestattet nicht nur einen Einblick in die verlorenen Buchbestände der mystischen Bibliothek der Erfurter Kartause (siehe dazu den Fundbericht von Balázs J. Nemes), sondern wirft auch Fragen der Katalogisierungspraxis auf, denn Ms. theol. lat. oct. 89 weist die durch den Bibliothekskatalog nicht bezeugte Signatur „F 121“ auf (zum Buchbestand der Kartause siehe das Arbeitspapier von Balázs J. Nemes). Um zum Untersuchungsbericht des Rathgen-Forschungslabors zu gelangen, klicken Sie bitte hier.