[Kolloquium] Dr. Sergi Sancho Fibla (Paris): Connecting points. The spiritual posteriority of Medieval French Carthusian nuns

Schulungsraum 2 der UB Platz der Universität 2; Raum 02.020, Freiburg im Breisgau

Among the female mystics that have survived until our days, only three belonged to the Carthusian order, and two of them are exclusively known thanks to their hagiography, not their texts. I am going to focus on of these, Roseline de Villeneuve’s Life, a text that is not even medieval. The oldest manuscript containing her life dates from 1527. Several new versions appeared in the 17th century, showing a growing interest in promoting Roseline’s alleged spirituality. However, it comes out that almost all the details of those Lifes are contradicted by the historical sources, making her Life actually a legend. This is a completely ordinary case of a fake mystic created in the 16th and 17th centuries, when her family and probably Carthusians were interested in foster Roseline’s cult. What it is interesting though in this process is the creation of a network of spiritual celebrities to whom Rosaline would allegedly be related to. Indeed in those texts the events of this Carthusian nun are closely linked to the well-known leading figures of the religious and mystic tradition from Southern France: Douceline de Digne, Delphine de Sabran, Élzear de Villeneuve, Josselin d’Orange, and Jacques Duèze. This fake constellation of spiritual references tells us about the Early Modern reception of female Carthusian spirituality: its territorial belonging, its Franciscan affinity, etc. Nevertheless, those are aspects that may not be only Modern, because a manuscript made in the 14th-15th centuries in Albi (Bnf fr. 13504) gathers together precisely two masterpieces of Southern French mysticism: The Life of Delphine de Sabran and Marguerite d’Oingt’s Speculum. Therefore, in my speech I intend to develop these elements and to reflect on the spiritual posteriority of female Carthusians, a branch that has strangely been disregarded by scholarship.

[Kolloquium] Dr. Simone Kügeler-Race (Cambridge): The Book of Margery Kempe. Die rubrizierten Annotationen in British Library Add MS 61823 als Zeugnis einer kartäusischen Textlektüre

Schulungsraum 2 der UB Platz der Universität 2; Raum 02.020, Freiburg im Breisgau

Das mittelenglische Book of Margery Kempe zählt zu den bedeutendsten und in der anglistischen Forschung breit diskutierten Vitentexten und ist unikal im 15. Jahrhundert im Umkreis der Kartäuser überliefert (London, British Library, Add MS 61823 um 1440). Die Handschriftenfassung skizziert das ‚Gnadenleben‘ der im Text zumeist zur creature anonymisierten Margery Kempe mit bemerkenswertem Detailreichtum und einer lebensweltlich anmutenden Konkretheit. Da das anglistische Forschungsinteresse zunächst darauf ausgerichtet war, die Lebensgeschichte Margery Kempes aus textinternen Angaben zu rekonstruieren, haben auch die detaillierten Marginaleinträge in der Londoner Kempe-Handschrift im Vergleich mit der Fülle an Forschungsliteratur eher weniger Beachtung gefunden. Ziel des Vortrags ist es, aus der sukzessiven Formierung von ‚Annotationsclustern‘ eine kartäusische Lektüre- und Annotationspraxis zu erschließen. Dabei soll besonderes Augenmerk auf den Marginalglossen zu den beiden Kartäuserautoren Richard Methley und John Norton aus der im Jahr 1397 gegründeten Kartause Mount Grace in Northallerton, East Riding of Yorkshire liegen.

[Kolloquium] PD Dr. Wolfgang Beck (Jena): Der Kuttenmann. Annäherung an einen unbekannten Mystiker und seine Überlieferung in der Kartause Erfurt

Schulungsraum 2 der UB Platz der Universität 2; Raum 02.020, Freiburg im Breisgau

Kuttenmann ist der Deckname eines Mönchs, der wohl in der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts einen mystischen Traktat verfasst hat. Sowohl der Autor als auch sein bislang unediertes Werk, dem man den Titel Vom Reuer, Wirker und Schauer gegeben hat, sind der Forschung weitgehend unbekannt geblieben. Der Traktat ist mit elf Handschriften solide überliefert, immerhin vier Überlieferungsträger weisen in die Kartause Erfurt. Der Kuttenmann zeigt – ohne auch nur eine einzige mystische, philosophische oder theologische Autorität mit Namen zu nennen – seine Vertrautheit mit wesentlichen Gedanken, Konzepten und Bildern volkssprachiger Mystik in der Tradition Meister Eckharts und Johannes Taulers, ist dem mystischen Dreistufenschema verpflichtet und scheut vor Kritik an problematischen Zuständen der Kirche nicht zurück.

[Kolloquium] Dr. Dr. Peter Thissen (Roermond): ‘Making mysticism’ in niederländischen Kartäuserbibliotheken der Neuzeit

Schulungsraum 2 der UB Platz der Universität 2; Raum 02.020, Freiburg im Breisgau

Der um 1475 angelegte Erfurter Bibliothekskatalog “transportiert (…) ein spirituelles Vollkommenheitskonzept, das über Stufen und Wegen einer lektüregesteuerten geistlichen Vervollkommnung zur unio mystica und damit zu den Geheimnissen der theologia mystica führt” (Posterpräsentation des DFG Projektes ‘Making mysticism’ anlässlich der Internationalen Tagung der HandschriftenbearbeiterInnen in Basel, 11.-13. April 2018). Mit gutem Recht könnte diese Aussage auch für den Katalog der Roermonder Kartäuserbibliothek (4.772 Drucktitel) von 1740-1742 stehen. Denn auch dieser Katalog stellt unter seinen Zeitgenossen ein Unikat dar und beeindruckt durch seine Erschließungstiefe. Außerdem räumt er – wie der Katalog von Erfurt – der Ordnungskategorie ‘Mystik’ eine zentrale Rolle zu. In meinem Beitrag suche ich Antworten auf die folgenden drei Fragen, die sowohl Kartäuserbibliotheken als Ausnahmefall behandeln, als auch das Konzeptionelle an der Eingliederung von ‘Mystik’ ins Ordnungssystem einer Bibliothek deutlich machen. Frage 1: Wie lässt sich die Gliederung des Roermonder Katalogs, speziell die Einordnung der Mystik, im Spannungsfeld einer auf die spirituelle Praxis ausgerichteten Wissensordnung einerseits und der praktischen Probleme der Bibliothekspraxis andererseits erklären. In diesem Zusammenhang spielt die „invasion mystique“ (H. Bremond), das explosionsartige Anwachsen von libri mystici in den Jahrzehnten zwischen 1610 und 1660, eine besondere Rolle und damit die Frage, welche Auswirkungen diese Überlieferungsexplosion auf die konzeptionelle Gestaltung der Roermonder Kartäuserbibliothek hatte. Frage 2: Wie repräsentativ ist die Roermonder Bibliothek für die Gruppe von zeitgenössischen Kartäuserbibliotheken in den Österreichischen Niederlanden? Angesichts der Tatsache, dass das auswertbare Quellenmaterial ausschließlich den sogenannten Aufhebungslisten der 1780er Jahre entstammt, muss man bei der Antwort auf diese Frage besondere Vorsicht walten lassen. Frage 3: Spielt Mystik als Ordnungskategorie einer Bibliothek auch bei den neuzeitlichen Büchersammlungen anderer Orden eine solche Rolle, wie sie in Roermond beobachtet werden kann?

[Projektpräsentation] Gilbert Fournier und Martin Hinze: Beitrag zum Panel Edition und Digital Humanities in der Germanistischen Mediävistik: Erfahrungen, Probleme, Fragen

Universität Stuttgart, Raum 17.15 (1. Stock) Keplerstraße 17, Stuttgart, Deutschland

Beitrag im Rahmen des Workshops Vorüberlegungen für eine digitale Edition und textgeschichtliche Untersuchung von 'Der Heiligen Leben, bearbeitete Redaktion (HL-Red. II)' Organisatoren: Prof. Dr. Cornelia Herberichs (Germanistische Mediävistik/Fribourg), Prof. Dr. Gabriel Viehhauser (Digital Humanities/Stuttgart)

[Kolloquium] ao. Univ. Prof. Mag. Dr. Meta Niederkorn (Wien): Die Mystik im spätmittelalterlichen Reform-Diskurs: Professoren (Universität Wien), Kartäuser (Gaming und Aggsbach) und Benediktiner (Melk) sammeln, verfassen und diskutieren

Schulungsraum 2 der UB Freiburg (2. OG im Parlatorium) Platz der Universität 2, Freiburg im Breisgau, Deutschland

Abstract Briefe aus dem Mittelalter an uns – so könnte man es beinahe formulieren - , sind jene Briefe, die Mönche verschiedener Klöster und verschiedener Orden einander schreiben. Denn sie verraten uns häufig Details aus der Ordnung des monastischen Lebens und – was in unserem Kontext besonders interessiert – sehr oft, wie man über verschiedene Themen denkt. Dies reicht von Diskursen über (kirchen-) politische Entwicklungen, über Fragen zur Disziplin bis hin zu Diskussionen über Lehr- und Lesetexte. Mit dem ausgehenden 14. Jahrhundert sind Mönche vermehrt auch an den Universitäten zu finden. Besonders intensiv wird die Verbindung zur Universität (Wien) durch die Melker Reform. Dadurch wird der Kreis der Briefpartner erweitert; es tauschen nunmehr (graduierte) Mönche und Professoren, die nicht selten die Lehrer waren, Briefe aus. Hier werden oft Lektüreempfehlungen ausgesprochen und natürlich auch aktuell wichtige Fragestellungen (etwa auch Rechtsfragen im Kontext der Grundherrschaft, etc…) und neue Themen der Wissenschaft (Astronomie, Medizin) und Künste (Musik und Malerei) diskutiert. Die Diskussion der theologia mystica wird von Professoren und von gelehrten Mönchen gleichermaßen intensiv geführt; die Diskussion verdichtet sich in dem Maße, in dem die Beteiligten annährend identische Ausbildungen hinter sich haben. Natürlich wird aber gerade hier die „Schule“ sichtbar, wenngleich diese nicht automatisch zu denselben Schlüssen im Hinblick auf die theologia mystica führt. Vinzenz von Aggsbach (Kartause Aggsbach), Marquardus Sprenger (Weltpriester in München), Bernhard von Waging (Tegernsee), Johannes Keck (Tegernsee), Konrad von Geisenfeld (Melk, Tegernsee) Nikolaus Kempf (Kartause Gaming), Johannes Schlitpacher (Melk) stehen hier in besonders intensivem Kontakt, den es unter anderem auch vor allem im Hinblick auf allfällige gemeinsame Lehrer (an der Universität Wien) zu beleuchten gilt. In der Korrespondenz werden nicht nur Ideen diskutiert, auch wird darin der Austausch von zu rezipierenden Texten, die über die besonders intensiv diskutierten Texte des Dionysius Areopagita, Jean Gerson und Nicolaus Cusanus, - die geradezu Klassiker bilden – hinausgehen, ersichtlich. Stellungnahmen und Antworten zu diesen erfolgen oft sehr rasch. Mitunter schaltet sich der Prior der Kartause Aggsbach (Thomas Pappler) ein und ersucht Johannes Schlitpacher in der intensivsten Phase des Meinungsaustausches zur theologia mystica darum, an Vinzenz ab nun nicht mehr als einen Brief pro Tage zu senden. Zumal diese Briefe nicht nur oft schwer lesbar seien, sondern auch unglaublich inhaltsreich. Die Korrespondenz spiegelt aber auch, dass Abschriften von Texten erbeten, zugesagt; Empfänger vertröstet werden … Die aus den Briefen ablesbaren Strategien des Text-Transfers und die Benennung einzelner „Schriftstücke“ ist hier ebenso interessant, wie die Strategien der Verwaltung der Texte. In der Korrespondenz werden etwa Handschriften, wie in oft auch in den Kartäuser-Katalogen, durch Angaben zur Größe (und Umfang), Qualität der Schrift und des Textes, wie auch durch Angaben zum Bucheinband charakterisiert, aber auch Bücher konkret mit Signaturen genannt. Vor diesem Hintergrund sollen die Bibliothekskataloge von Aggsbach und Melk (Grundstock: 1480/1483) schließlich die aus der Korrespondenz gewonnen Einblicke zur Verwaltung dieser Texte verifizieren bzw. modifizieren. In jedem Fall lässt sich der Reichtum der Bibliotheken an Texten, die aus dem hochaktuellen Diskurs zur theologia mystica stammen, ablesen.

[Kolloquium] Dr. Tom Gaens (Groningen): “Women Come to Sensible Devotion More Easily Than Men”. Female Visions and Revelations in the Devotional Theology of Henry of Coesfeld

Großer Konferenzraum 05.016, 5. OG, UB Freiburg Platz der Universität 2, Freiburg, Deutschland

Abstract In the fifteenth century, the Carthusians routinely adduced the visions and revelations of “approved women”, such as Hildegard of Bingen, Elizabeth of Schonau, Gertrude the Great, Mechtild of Hackeborn, Dorothea of Montau, Catherine of Siena, Bridget of Sweden, and others, as heralds of church reform in light of the bankruptcy of the leadership of the Church. Surviving manuscripts and library catalogues from various charterhouses also attest to this great interest in women visionaries. In this paper, I will discuss the devotional theology of Henry of Coesfeld (†1410), an authoritative and influential Carthusian monk whose works have been overlooked by scholars to date. In his texts, Coesfeld distinguishes between two kinds of devotio, i.e., rational or spiritual devotion, and sensible or sensual devotion. According to the Carthusian, women generally come to sensible devotion more easily and more quickly than men. Following the Espousals of the Brabantine mystical theologian John of Ruusbroec, Coesfeld additionally states that some devout who are the most advanced in the second kind of devotion, are able to produce revelationes, to receive intellectual visiones, and to experience raptus. But what makes Coesfeld’s work truly interesting is that he also acknowledges female visions and revelations as arguments in a theological discourse. By way of example, I will specifically discuss Coesfeld’s effective use of the visions of Mechtild of Hackeborn and Bridget of Sweden.

[Workshop] Making Mysticism. Werkstattbericht und Forschungsideen

Veranstaltungssaal der UB Freiburg Platz der Universität 2, Freiburg, Deutschland

Interner Workshop mit den Kooperationspartnern Programm Donnerstag, 10. Oktober 2019 13.30-14.00 Ankunft/Empfang 14.00 Begrüßung 14.15-15.45 Werkstattbericht: Die digital-genetische Edition der projektrelevanten Signaturengruppen des Bibliothekskatalogs der Erfurter Kartause 15.45-16.15 Pause 16.15-16.45 Koreferate zum Werkstattbericht (Stylianos Chronopoulos, Racha Kirakosian) 16.45-18.00 Diskussion im Plenum 18.00-19.00 Posterausstellung im Foyer der UB "Musik aus der Kartause Freiburg"  (ein Lehrprojekt von Dr. Stefan Häussler, Musikwissenschaftliches Seminar) 19.30 Abendessen Freitag, 11. Oktober 2019 9.15-9.45 Impulsreferate: Forschungsideen 9.45-11.15 Diskussion der Impulsreferate an den Posterstationen 11.15-11.45 Pause 11.45-12.45 Diskussion im Plenum 12.45-13.00 Schlusswort Zum Booklet  mit weiterführenden Informationen (PDF) Der  Workshopbericht  mit dem Protokoll der Koreferate zum Werkstattbericht und der Diskussionen an den Posterstationen und in den Plena ist nun auf FreiDok plus verfügbar.