[Vortrag] Marieke Abram: How Philosophical Is Mystical Theology? Denis the Carthusian on ‚Scientia‘, ‚Sapientia‘, and ‚Contemplatio‘

Benediktinerkloster Tyniec Benedyktyńska 37, Krakau, Polen

Vortrag im Rahmen der Internationalen Tagung Suche nach Wissen im Mittelalter Organisiert von der Internationalen Gesellschaft für Theologische Mediävistik, in Kooperation mit der Universität Warschau und der Schlesischen Universität Katowice Programm der Tagung

[Kolloquium] Dr. Sergi Sancho Fibla (Paris): Connecting points. The spiritual posteriority of Medieval French Carthusian nuns

Schulungsraum 2 der UB Platz der Universität 2; Raum 02.020, Freiburg im Breisgau

Among the female mystics that have survived until our days, only three belonged to the Carthusian order, and two of them are exclusively known thanks to their hagiography, not their texts. I am going to focus on of these, Roseline de Villeneuve’s Life, a text that is not even medieval. The oldest manuscript containing her life dates from 1527. Several new versions appeared in the 17th century, showing a growing interest in promoting Roseline’s alleged spirituality. However, it comes out that almost all the details of those Lifes are contradicted by the historical sources, making her Life actually a legend. This is a completely ordinary case of a fake mystic created in the 16th and 17th centuries, when her family and probably Carthusians were interested in foster Roseline’s cult. What it is interesting though in this process is the creation of a network of spiritual celebrities to whom Rosaline would allegedly be related to. Indeed in those texts the events of this Carthusian nun are closely linked to the well-known leading figures of the religious and mystic tradition from Southern France: Douceline de Digne, Delphine de Sabran, Élzear de Villeneuve, Josselin d’Orange, and Jacques Duèze. This fake constellation of spiritual references tells us about the Early Modern reception of female Carthusian spirituality: its territorial belonging, its Franciscan affinity, etc. Nevertheless, those are aspects that may not be only Modern, because a manuscript made in the 14th-15th centuries in Albi (Bnf fr. 13504) gathers together precisely two masterpieces of Southern French mysticism: The Life of Delphine de Sabran and Marguerite d’Oingt’s Speculum. Therefore, in my speech I intend to develop these elements and to reflect on the spiritual posteriority of female Carthusians, a branch that has strangely been disregarded by scholarship.

[Kolloquium] Dr. Simone Kügeler-Race (Cambridge): The Book of Margery Kempe. Die rubrizierten Annotationen in British Library Add MS 61823 als Zeugnis einer kartäusischen Textlektüre

Schulungsraum 2 der UB Platz der Universität 2; Raum 02.020, Freiburg im Breisgau

Das mittelenglische Book of Margery Kempe zählt zu den bedeutendsten und in der anglistischen Forschung breit diskutierten Vitentexten und ist unikal im 15. Jahrhundert im Umkreis der Kartäuser überliefert (London, British Library, Add MS 61823 um 1440). Die Handschriftenfassung skizziert das ‚Gnadenleben‘ der im Text zumeist zur creature anonymisierten Margery Kempe mit bemerkenswertem Detailreichtum und einer lebensweltlich anmutenden Konkretheit. Da das anglistische Forschungsinteresse zunächst darauf ausgerichtet war, die Lebensgeschichte Margery Kempes aus textinternen Angaben zu rekonstruieren, haben auch die detaillierten Marginaleinträge in der Londoner Kempe-Handschrift im Vergleich mit der Fülle an Forschungsliteratur eher weniger Beachtung gefunden. Ziel des Vortrags ist es, aus der sukzessiven Formierung von ‚Annotationsclustern‘ eine kartäusische Lektüre- und Annotationspraxis zu erschließen. Dabei soll besonderes Augenmerk auf den Marginalglossen zu den beiden Kartäuserautoren Richard Methley und John Norton aus der im Jahr 1397 gegründeten Kartause Mount Grace in Northallerton, East Riding of Yorkshire liegen.

[Kolloquium] PD Dr. Wolfgang Beck (Jena): Der Kuttenmann. Annäherung an einen unbekannten Mystiker und seine Überlieferung in der Kartause Erfurt

Schulungsraum 2 der UB Platz der Universität 2; Raum 02.020, Freiburg im Breisgau

Kuttenmann ist der Deckname eines Mönchs, der wohl in der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts einen mystischen Traktat verfasst hat. Sowohl der Autor als auch sein bislang unediertes Werk, dem man den Titel Vom Reuer, Wirker und Schauer gegeben hat, sind der Forschung weitgehend unbekannt geblieben. Der Traktat ist mit elf Handschriften solide überliefert, immerhin vier Überlieferungsträger weisen in die Kartause Erfurt. Der Kuttenmann zeigt – ohne auch nur eine einzige mystische, philosophische oder theologische Autorität mit Namen zu nennen – seine Vertrautheit mit wesentlichen Gedanken, Konzepten und Bildern volkssprachiger Mystik in der Tradition Meister Eckharts und Johannes Taulers, ist dem mystischen Dreistufenschema verpflichtet und scheut vor Kritik an problematischen Zuständen der Kirche nicht zurück.

[Kolloquium] Dr. Dr. Peter Thissen (Roermond): ‘Making mysticism’ in niederländischen Kartäuserbibliotheken der Neuzeit

Schulungsraum 2 der UB Platz der Universität 2; Raum 02.020, Freiburg im Breisgau

Der um 1475 angelegte Erfurter Bibliothekskatalog “transportiert (…) ein spirituelles Vollkommenheitskonzept, das über Stufen und Wegen einer lektüregesteuerten geistlichen Vervollkommnung zur unio mystica und damit zu den Geheimnissen der theologia mystica führt” (Posterpräsentation des DFG Projektes ‘Making mysticism’ anlässlich der Internationalen Tagung der HandschriftenbearbeiterInnen in Basel, 11.-13. April 2018). Mit gutem Recht könnte diese Aussage auch für den Katalog der Roermonder Kartäuserbibliothek (4.772 Drucktitel) von 1740-1742 stehen. Denn auch dieser Katalog stellt unter seinen Zeitgenossen ein Unikat dar und beeindruckt durch seine Erschließungstiefe. Außerdem räumt er – wie der Katalog von Erfurt – der Ordnungskategorie ‘Mystik’ eine zentrale Rolle zu. In meinem Beitrag suche ich Antworten auf die folgenden drei Fragen, die sowohl Kartäuserbibliotheken als Ausnahmefall behandeln, als auch das Konzeptionelle an der Eingliederung von ‘Mystik’ ins Ordnungssystem einer Bibliothek deutlich machen. Frage 1: Wie lässt sich die Gliederung des Roermonder Katalogs, speziell die Einordnung der Mystik, im Spannungsfeld einer auf die spirituelle Praxis ausgerichteten Wissensordnung einerseits und der praktischen Probleme der Bibliothekspraxis andererseits erklären. In diesem Zusammenhang spielt die „invasion mystique“ (H. Bremond), das explosionsartige Anwachsen von libri mystici in den Jahrzehnten zwischen 1610 und 1660, eine besondere Rolle und damit die Frage, welche Auswirkungen diese Überlieferungsexplosion auf die konzeptionelle Gestaltung der Roermonder Kartäuserbibliothek hatte. Frage 2: Wie repräsentativ ist die Roermonder Bibliothek für die Gruppe von zeitgenössischen Kartäuserbibliotheken in den Österreichischen Niederlanden? Angesichts der Tatsache, dass das auswertbare Quellenmaterial ausschließlich den sogenannten Aufhebungslisten der 1780er Jahre entstammt, muss man bei der Antwort auf diese Frage besondere Vorsicht walten lassen. Frage 3: Spielt Mystik als Ordnungskategorie einer Bibliothek auch bei den neuzeitlichen Büchersammlungen anderer Orden eine solche Rolle, wie sie in Roermond beobachtet werden kann?